Pilotprojekt Prez-vers-Noréaz

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Pilotprojekt Prez-vers-Noréaz

In Zusammenarbeit mit dem Kanton Freiburg und Ingenieurbüros startete im April 2023 das KOBO-Pilotprojekt in der Gemeinde Prez. Im Projektgebiet wird auf rund 300 ha Landwirtschaftsflächen ein adaptierter Kartierablauf erprobt: Vor den eigentlichen pedologischen Feldarbeiten sollen Karten für Bodeneigenschaften erstellt und den Pedolog:innen zur Verfügung gestellt werden.

Welche Themen stehen im Fokus?

Das Gebiet Prez-vers-Noréaz war bereits früher Gegenstand von bodenkundlichen Untersuchungen seitens des Kantons Freiburg. Damals lag der Fokus auf der Güterzusammenlegung der besten ackerfähigen Böden im Gebiet. Mittlerweile sind weitere Fragestellungen hinzugekommen, bei denen die Berücksichtigung von Bodeninformationen zentral ist.

Durch das KOBO-Pilotprojekt sollen neue hochaufgelöste Bodenkarten entstehen. Diese erlauben eine fundierte Abwägung der verschiedenen Nutzungsinteressen. Zentrale Fragen wie «welche Böden eignen sich als Fruchtfolgeflächen?», «wo können Gewässerschutzmassnahmen umgesetzt werden, um die Trinkwasserqualität im Quellgebiet zu verbessern?» oder «welche Flächen bieten sich bodenkundlich als beste landwirtschaftliche Flächen respektive Feucht- und Trockenlebensräume an?» können dadurch gezielter beantwortet werden. Darüber hinaus werden für das Gebiet weitere Themenkarten erstellt: Das sind beispielsweise Karten zum Kohlenstoffanreicherungspotential, zum Wasserhaushalt der Böden oder Themenkarten in Bezug zur Düngung. Diese Grundlagen- und Themenkarten bringen einen Mehrwert für aktuelle Fragestellungen aus den Bereichen der Landwirtschaft, Raumplanung, Naturschutz oder beispielsweise dem kantonalen Vollzug.

Worauf zielt das Projekt ab? 

Aus den Pilotprojekten Diemerswil (BE) und Lommis (TG) wurden wichtige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Bodenkartierung gewonnen, die nun direkt in das dritte Projekt einfliessen. Die wichtigsten Ziele im Hinblick auf die technische Weiterentwicklung der Kartiermethodik und auf die Auswertung von Bodeninformationen sind:

  • Die technische Umsetzung und Optimierung von Bohrsystemen, effizientere Probenaufbereitung sowie von Laborspektroskopie und datenwissenschaftlichen Analysen.
  • Die Erstellung von Bodeneigenschaftskarten in vier Tiefenstufen ab Sommer bis Winter 2023 (infolge vorgezogener Beprobung und Kartenerstellung) als unterstützendes Hilfsmittel für die pedologische Detailkartierung im Frühling 2024.
  • Die Bohrungen werden nebst der pedologischen Aufnahme zusätzlich in ihrer räumlichen repräsentativen Ausdehnung digital als Polygone ausgeschieden.
  • Die Bereitstellung von Themen- und Anwenderkarten für spezifische Fragestellungen im Projektgebiet (z.B. Regulierungsfunktion für Nährstoffe oder ökologische Infrastruktur).
  • Die Übernahme der erhobenen Bodendaten in das Nationale Bodeninformationssystem NABODAT. Die erhobenen Bodendaten wie Bodenprofile, Bohrungen, Labor- und Feldmessungen werden für den Kanton für Vollzugsaufgaben und für die Öffentlichkeit bereitgestellt.
Im Projektgebiet werden rund 300 ha Landwirtschaftsflächen kartiert (Abbildung: KOBO)
Bohrgeräte und Bohrfahrzeuge, die im Pilotprojekt zum Einsatz kommen (Abbildung: KOBO)

Der Ablauf der Pilotkartierung erfolgt in mehreren Phasen, wobei das KOBO mit bodenkundlichen Fachpersonen aus der Privatwirtschaft zusammenarbeitet. Die Federführung des Pilotprojekts obliegt dem Institut Grangeneuve, Sektion Landwirtschaft. Der Kanton übernimmt auch die Kommunikation mit der Gemeinde sowie der interessierten Öffentlichkeit.

Was ist konzeptionell neu im Projekt?

Die aktuelle Konzeption sieht vor, den beim Kartierungsprojekt beteiligten Pedolog:innen bereits vor der Feldarbeit Karten von Bodeneigenschaften zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise können sich die Fachpersonen vermehrt auf die pedologischen und klassifikatorischen Fragestellungen wie bspw. dem Wasserhaushalt fokussieren. Im Fokus steht dabei:

  • eine räumlich hoch aufgelöste Beprobung mit weiterentwickelten Bohrsystemen und automatisierter Probenahme in vier Tiefenstufen;
  • eine neue und effizientere Probenaufbereitungstechnik im Labor;
  • VIS-NIR und MIR-Spektroskopie im Labor, die Modellierung der Spektren in vier Tiefenstufen und Erzeugung von Bodeneigenschaftskarten (Humus, pH, Textur, Kalk).

Ein weiterer neuer Aspekt wird zudem sein, möglichst viel des wertvollen pedologischen Wissens im Zusammenspiel mit dem Beprobungskonzept und der räumlichen Modellierung von Bodeneigenschaften zu integrieren.

Mehr Kartierprojekte

Verschiedene neue Methoden und Techniken ermöglichen es, Bodenkartierungen zukünftig effizienter durchführen zu können. Im Rahmen von Kartierprojekten wird das KOBO, in Zusammenarbeit mit Kantonen und Ingenieurbüros, neue Methoden praxistauglich umsetzen und auf diese Weise schrittweise die heutige Kartiermethode weiterentwickeln.
Der Kanton Freiburg plant bei Chamblioux-Bertigny ein neues urbanes und verdichtetes Zentrum zu schaffen. Für rund 50 ha wurde im Herbst 2021 in einem Projekt die Bodenqualität erhoben. Das neue Bohrfahrzeug des KOBO war hier zum ersten Mal im Einsatz.
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau und Ingenieurbüros startete im August 2022 das KOBO-Pilotprojekt in der Gemeinde Lommis. Im Projektgebiet werden verschiedene neue Methoden für die Kartierung von Böden getestet und weiter optimiert.