Pilotprojekt Lommis

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Pilotprojekt Lommis

In Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau und Ingenieurbüros startete im August 2022 das KOBO-Pilotprojekt in der Gemeinde Lommis. Im Projektgebiet werden verschiedene neue Methoden für die Kartierung von Böden getestet und weiter optimiert.  

Methoden und Projektablauf
Im gesamten Projektgebiet werden rund 250 ha Landwirtschaftsflächen sowie 22 ha Waldböden kartiert. Der Ablauf der Pilotkartierung erfolgt in mehreren Phasen, wobei das KOBO mit bodenkundlichen Fachpersonen aus Ingenieurbüros zusammenarbeitet. Die Federführung des Pilotprojekts obliegt dem Amt für Umwelt (AfU).

Im Projektablauf liegt der Fokus auf den folgenden Aspekten:

  • Einbezug von unterstützenden Tools für die Feldarbeit: Anwendung von digitalen Grundlagenkarten (z.B. Beprobungsplan) und Datenerfassung der bodenkundlichen Beschreibung auf einem Feld-Tablet
  • Zusammenarbeit mit zwei regionalen Kartierbüros bei der Beschreibung und Klassierung der Böden mittels Bodenprofilen und Bohrungen, die durch ein Bohrgerät entnommen werden
  • Ausbildung von Kartierpersonal und Wissensvermittlung an Anwendergruppen
  • effiziente Beprobung vieler Böden mit einem automatisierten Probenstecher für verschiedene Tiefenstufen (durch externen Dienstleister)
  • spektroskopische Analyse von Bodenproben im NIR- und MIR-Spektralbereich hinsichtlich Textur, pH, Humusgehalt und Kationenaustauschkapazität
  • Analyse von bodenphysikalischen Eigenschaften für ausgewählte Standorte
Drohnenaufnahme vom Kartiergebiet (Foto: Benjamin Stricker, rwgeo)

Das Projektgebiet
Das Gebiet in Lommis im Lauchetal wurde ausgewählt, da es eine breite Palette verschiedenster Böden auf kleinem Raum und eine vielfältige, landwirtschaftliche Nutzungsstruktur aufweist. Der Kanton Thurgau hat bislang keine flächendeckende, grossmassstäbliche Bodenkarte (Massstab 1:5’000). Er verfügt jedoch über gute Grundlagenkarten, wie etwa die Bodenübersichtskarte (ca. 1:50’000), die Bodenpunktierung der Ertragswertschätzung oder die forstliche Standortkartierung

Für den Kanton Thurgau bietet das vorliegende Pilotprojekt die Chance, einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bodenkartierung zu leisten. Ferner besteht die Möglichkeit, Know-how aufzubauen, interessierte Kreise einzubeziehen und kostengünstig eine grossmassstäbige Bodenkarte in einem Teilgebiet des Kantons zu erhalten.

Projektperimeter vom Pilotprojekt Lommis (TG).

Feld- und Laborarbeiten

Für die Feldarbeiten waren 19 Bodenprofile, rund 250 Bohrkerne (mit Durchmesser 5 cm oder 8 cm) und 750 Punkte mit Stichproben für die spektroskopische Analyse von Bodeneigenschaften geplant. Die Bodenprofile wurden Ende August geöffnet und beschrieben. Parallel zu diesen Arbeiten fand im Gebiet die automatisierte Feld-Beprobung für die spektroskopischen Messungen im Labor statt. Dabei wurden drei Bohrungen pro Hektare durchgeführt. Die Bohrkerne wurden Mitte September entnommen. Für die Beschreibung der Bohrkerne waren zwei regionalen Kartierbüros zuständig. Neu wurden die bodenkundlichen Aufnahmen mit einer halbautomatisierten Qualitätssicherung geprüft. Das KOBO konnte dabei auf die Vorarbeiten der Forschungsgruppe Bodennutzung und Bodenschutz und dem Projekt der Revision der KLABS an der HAFL profitieren und das Regelwerk weiter ausbauen.

Mit dem Versand der letzten Bodenproben in das Bodenversuchslabor an die HAFL Mitte Februar, gingen die intensiven Feldarbeiten zu Ende. Seither wurde der Hauptteil der Bodenproben aufbereitet und spektroskopisch gemessen. Ein Teil der Proben wurde in einem externen Bodenlabor auf die Analyseparameter pH, Kalk, Textur, Kalk und KAK untersucht.

Einbezug der Bewirtschafter:innen

Im Vorfeld der Feldarbeiten fand im August 2022 ein erster Infoanlass zum Projekt statt. Dieser richtete sich an Bewirtschafter:innen und informierte über alle geplanten Arbeiten. Auch während der Feldarbeiten stand das KOBO und der Kanton Thurgau in engem Kontakt mit den Bewirtschafter:innen. Nach Abschluss der Profilphase wurden zum Beispiel Bodenprofil-Steckbriefe aufbereitet und per Post versandt. Im Sommer 2023 ist ein zweiter Infoanlasses geplant, um die erstellten Grundlagen- und Themenkarten mit den Bewirtschafter:innen zu besprechen. Generell sind die Erfahrungen und das Wissen der LandwirtInnen in Bezug auf ihren Boden für das Projekt von grossem Wert.

Boden-Steckbrief eines Buntgleys.

Ausblick

Nach Abschluss des Projekts, werden die für das Gebiet erstellten Karten und Bodendaten im Geoportal des Kantons ThurGIS verfügbar sein. Neben bodenkundlichen Grundlagenkarten werden in Absprache mit dem Kanton auch verschiedene Themenkarten für Bodenfunktionen erstellt. Das sind zum Beispiel Karten zum Wasserspeicher- und Nährstoffspeichervermögen der Böden oder zu Feucht- und Trockenstandorten für die ökologische Infrastruktur. Diese Grundlagen- und Themenkarten bringen einen Mehrwert für aktuelle Fragestellungen aus den Bereichen der Landwirtschaft, Raumplanung, Naturschutz oder beispielsweise dem kantonalen Vollzug.

Mehr Kartierprojekte

Verschiedene neue Methoden und Techniken ermöglichen es, Bodenkartierungen zukünftig effizienter durchführen zu können. Im Rahmen von Kartierprojekten wird das KOBO, in Zusammenarbeit mit Kantonen und Ingenieurbüros, neue Methoden praxistauglich umsetzen und auf diese Weise schrittweise die heutige Kartiermethode weiterentwickeln.
Der Kanton Freiburg plant bei Chamblioux-Bertigny ein neues urbanes und verdichtetes Zentrum zu schaffen. Für rund 50 ha wurde im Herbst 2021 in einem Projekt die Bodenqualität erhoben. Das neue Bohrfahrzeug des KOBO war hier zum ersten Mal im Einsatz.
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Freiburg und Ingenieurbüros startete im April 2023 das KOBO-Pilotprojekt in der Gemeinde Prez. Im Projektgebiet wird auf rund 300 ha Landwirtschaftsflächen ein adaptierter Kartierablauf erprobt.