Jahresbericht 2021
Wir blicken am KOBO auf ein ereignisreiches Jahr 2021 zurück. Auf vielen thematischen Ebenen zwischen Forschung, Vollzug und Praxis gingen die Arbeiten voran. Das Interesse an der Weiterentwicklung der Bodenkartierung ist gross und es besteht ein grosser Nachholbedarf in vielen Bereichen. Der Jahresbericht gibt einen Rückblick über die vielseitigen Tätigkeiten des KOBOs im Jahr 2021.
Projekte zur Weiterentwicklung der Bodenkartierung
Mit technischen Innovationen und der Praxiserfahrung von Ingenieurbüros soll die Kartierung grösserer Gebiete zeit- und kostengünstiger gestaltet werden. Zu diesem Zweck sind in den nächsten Jahren in verschiedenen Kantonen Pilotprojekte geplant, in denen es um die praxistaugliche Umsetzung von bereits vorhandenen neuen Methoden und Techniken für die Erhebung, Bewertung und Bereitstellung von Bodeninformationen gehen wird. Zudem unterstützt das KOBO laufende kantonale Bodenkartierungen für den gezielten Einsatz neuer Methoden. Hierdurch können wertvolle Praxiserfahrungen gesammelt werden.
Erstes KOBO-Pilotprojekt Diemerswil im Kanton Bern
In der Gemeinde Diemerswil BE setzte das KOBO im Herbst 2021 ein Pilotprojekt um, wo auf rund 200 ha Landwirtschaftsböden im Herbst 21 eine Bodenkartierung mit Fokus auf die Optimierung neuer Methoden durchgeführt wurde. Neben den üblichen bodenkundlichen Arbeiten kommen spektroskopische Analysenmethoden für Bodeneigenschaften in Feld und Labor zum Einsatz. Diese erhobenen Daten werden nun bis im Sommer 22 ausgewertet und Karten daraus erstellt.
Die technische Entwicklung von Analysegeräten zur Bestimmung von Bodeneigenschaften ist in den letzten Jahren weiter fortgeschritten. Dies birgt Chancen für kosten- und zeiteffiziente Analysen von Bodeneigenschaften für Bodenkartierungen. In Zusammenarbeit mit der ZHAW, Agroscope und der Fa. EnviBioSol wurden Marktanalysen zum Stand der Technik für praxistaugliche Analysemethoden für chemische, physikalische und biologische Bodeneigenschaften durchgeführt. Im Herbst 2021 wurden die ersten Feldarbeiten zum Testen und zur Optimierung von neuen Methoden für die Bodenkartierung begonnen. Zum ersten Mal kommen in der Schweiz spektroskopische Analysenmethoden zur Bestimmung von Bodeneigenschaften in Feld und Labor zum Einsatz. Für die Konzeptphase wurden im Herbst 21 zusätzlich zu der Begehung mit den Feldkartierern auch Terrainanalysen mit unterschiedlicher räumlicher Auflösung (z.B. 8m x 8m, 16m x 16m usw.) und Daten der Fernerkundung für das Beprobungsdesign verwendet.
Beispiele für die multiskalige Terrainanalyse für das Pilotprojektgebiet Diemerswil für den Index Fliessakkumulation (blau: hoch in Senken; rot: hoch auf Kuppen).
Die Profilstandorte wurden in einer Kombination aus datenwissenschaftlicher Analyse und bodenkundlicher Expertise ausgewählt. Es wurden unterschiedliche Sensoren mit einer jeweils unterschiedlichen Beprobungsdichte eingesetzt. Dazu wurde ein mehrstufiger Stichprobenplan entwickelt. Die Feldarbeiten starteten mit der Auswahl von 13 Profilstandorten, welche die bodenkundliche Vielfalt des Gemeindegebiets abdecken. Nach dem Abgleich der Profilansprachen unter den Feldkartierern (sogenannte Eichtage) wurde mit der Feldkampagne begonnen. Die rund 160 pedologischen Bohrungen erfolgten grösstenteils mit dem neuen Bohrfahrzeug des KOBO. Vor jeder Bohrung mit dem Bohrfahrzeug wurden die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter einbezogen, so dass die Kulturschäden auf ein Minimum reduziert werden konnten.
Ende August wurde ein Informationsanlass in der Gemeinde für die Landwirte durchgeführt. Die Beprobung der Böden erfolgte nach einem hierarchischen Design (H1: Profile, H2: Bohrungen mit pedologischer Ansprache, H3: NIR-Spektroskopie und H4: Gamma-Spektroskopie).
Pilotprojekt Diemerswil (rund 200 ha): Probenahmepunkte nach einem intelligenten Design für H2 (Bohrungen mit Bohrfahrzeug und pedologischer Ansprache, n = 187) und H3 (NIR-Spektroskopie, n = 366). Die H3 Standorte decken auch die H2-Standorte ab.
Die Feldarbeiten wurde Ende November 2021 abgeschlossen. Derzeit werden die Bodenproben im Labor aufbereitet und eine Qualitätssicherung der pedologischen Ansprachen durchgeführt. Mit den ersten Auswertungsergebnissen und Anwenderkarten wird im Sommer 2022 gerechnet. Für Juli 2022 ist eine weitere Informationsveranstaltung für die LandwirtInnen geplant.
Einsatz neuartiges Bohrfahrzeug in Fribourg-Chamblioux
Für ein Gebiet von rund 50 ha in Fribourg-Chamblioux wurde im Herbst 2021 die Bodenqualität erhoben. Für dieses Gebiet ist ein neues urbanes Zentrum geplant. Im Sinne des nachhaltigen Bodenmanagements will der Kanton Freiburg die Bodenqualität möglichst frühzeitig in den raumplanerischen Entscheidungsprozess mit einbeziehen.
Für die Bodenkartierung der 50 ha kam zum ersten Mal ein neuartiges Bohrfahrzeug für die Bodenkartierung zum Einsatz, welches neben einer vertieften pedologischen Ansprache auch eine volumenbezogene Probenahme erlaubt. Zudem werden Bodeneigenschaften im Labor mit spektroskopischen Analysenmethoden bestimmt. Diverse technische Optimierungen am Fahrzeug und am Bohrturm/-krone wurden bereits in den ersten Betriebswochen umgesetzt. Die erhobenen Bodenproben werden derzeit im Labor analysiert und Karten für das Gebiet erstellt.
Unterstützung Kantonale Bodenkartierung Luzern
Das KOBO unterstützt mit verschiedenen Arbeiten die laufende Bodenkartierung im Kanton Luzern. Beispielsweise mit spektroskopischen Analysen im Labor für Profilproben, der Einführung und Betreuung der digitalen Eingabe von Profil- und Bohrdaten mit dem digitalen Erfassungstool SOILDAT, wie auch mit der Bereitstellung von Karten mit Terrainanalysen.
Von der kantonalen Bodenkartierung werden Bodenproben von Profilen im Labor spektroskopisch analysiert und gebündelt im Frühjahr 22 ausgewertet. Ziel ist es zukünftig die wichtigsten Bodeneigenschaften wie pH, Textur, Humus und Kationenaustauschkapazität für Bodenprofile fast ausschliesslich mit Spektroskopie bestimmen zu können und dass nur noch wenige nasschemische Referenzanalysen erforderlich sind. Für die Konzeptphase in der Bodenkartierung wurden Terrainanalysen und weitere hilfreiche Produkte aus der Fernerkundung zur Verfügung gestellt sowie Workshops mit dem Kanton und Ingenieurbüros organisiert. Der Kanton Luzern möchte bis 2023 schrittweise diese neuen Methoden für die zukünftige Bodenkartierung integrieren.
Forschungsprojekt BFH-HAFL für die Kartierung von Böden im Kanton Bern
Die Gruppe Bodenschutz und Bodennutzung der BFH-HAFL führt seit 2020 im Gebiet Wohlen im Kanton Bern ein Forschungsprojekt für die Kartierung von Böden mit neuen technischen Anwendungsmöglichkeiten durch. Das Projekt wird von der Wyss Academy for Nature finanziert.
In dem Forschungsprojekt werden für rund 1200 ha landwirtschaftliche Fläche neue technische Anwendungsmöglichkeiten für die Kartierung von Böden erprobt. Das Projekt zielt darauf ab, grosse Flächen in kürzerer Zeit als bisher, aber in vergleichbar räumlicher Auflösung und Qualität kartieren zu können. Das KOBO unterstützt den Kanton Bern in diesem Forschungsprojekt mit verschiedenen Arbeiten, u.a. mit Terrainanalysen für die Konzeptphase, Feldarbeiten, spektroskopischen Analysen im Labor und deren Auswertungen sowie bei der Erstellung von Produkten und Anwenderkarten.
Services für Kantone: neue Methoden, Standards und Beratung
Neue Bestimmungsmethoden von Bodeneigenschaften
Die Entnahme und Aufbereitung von Bodenproben sowie die Analyse von Bodeneigenschaften gehören zu den wichtigsten Kostenfaktoren bei einer Bodenkartierung. Technische Innovationen im Feld und im Labor, die eine kosten- und zeiteffiziente Bestimmung von Bodeneigenschaften ermöglichen, sind daher von zentraler Bedeutung.
In Zusammenarbeit mit der ZHAW, Agroscope und der Fa. EnviBioSol wurden Recherchen zum Stand der Technik für praxistaugliche Bestimmungsmethoden für chemische, physikalische und biologische Bodeneigenschaften im In- und Ausland durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in einem Workshop zusammen mit Fachexperten diskutiert und die jeweiligen Fachberichte zu Bestimmungsmethoden für chemische, biologische und physikalische Bodeneigenschaften einem externen Review unterzogen. Der Bericht zu Bestimmungsmethoden von physikalischen Bodeneigenschaften ist bereits auf der KOBO-Webseite verfügbar. Die Berichte zu Bestimmungsmethoden von biologischen und chemischen Bodeneigenschaften werden folgen.
Terrainanalysen für Konzeptphase und Feldkartierung
Für eine Bodenkartierung können verschiedene Produkte aus der Nah- und Fernerkundung sehr hilfreich sein. Das KOBO stellt unter anderem multiskalige Terrainanalysen für die Kantone für deren Bodenkartierungen zur Verfügung.
Beispielsweise können dies Karten zur Landnutzung in Raum und Zeit, zu Merkmalen in der Vegetation oder zu Terrainanalysen (siehe oben Bodenkartierung Kanton Luzern) sein. In einem kurzen Faktenblatt wurden die Terrainanalysen und die Auswertung von Fernerkundungsdaten in Bezug zur Landnutzung beleuchtet.
Faktenblatt flächendendeckende Hilfsvariablen für Bodenkartierungen: Terrain und Landnutzung
Flächendeckende spektrale Kartierung der vegetationslosen Erdoberfläche
Die landesweite BareSoil-Karte ist eine wichtige Grundlagenkarte für die Konzeptphase und die Regionalisierung von Bodenkartierungen und stellt für die kommenden KOBO-Pilotprojekte wie auch kantonale Bodenkartierungen eine wichtige Grundlagenkarte dar.
Sentinel-Satelliten liefern seit 2017 Zeitreihen von spektroskopischen Messungen der Oberfläche. Für Böden ohne eine Vegetation (Bare Soil) liefert dieses Signal daher Informationen zur Farbe der Böden an der Oberfläche. Insbesondere Böden mit erhöhtem Humusgehalt können so gut erfasst werden. Die Daten integrieren alle verfügbaren Sentinel-Satellitenszenen seit 2017 und repräsentieren die spektrale Reflektion der unbedeckten, vegetationslosen Oberfläche in einer räumlichen Auflösung von 10m x 10m.
Parallel wurde das gleiche Vorgehen für die Landsat-Zeitreihen mit Aufnahmen seit 1985 durchgeführt (räumlichen Auflösung von 30 m x 30 m).
Umsetzung Feldsensorik für die Praxis
Für eine schnelle und effiziente Bestimmung von den wichtigsten Bodeneigenschaften wie pH, Textur und Humusgehalt werden auf dem Markt Feldgeräte mit spektroskopischen Messprinzip angeboten. Für deren Anwendung und Praxistauglichkeit spielt aber die Aufbereitung der Bodenproben und der Wassergehalt der Bodenproben im Feld eine grosse Rolle.
Im Rahmen des Pilotprojekts in Diemerswil wurden drei spektroskopische Sensoren eingesetzt. Ein Spektrometer für das sichtbare und teilweise das infrarote Licht (410-940nm) der Firma AMS, ein Spektrometer im Nahinfrarotbereich von 1350-2500nm der Firma SiWare (NeoSpektra) und ein Gamma Spektrometer der Firma GF Systems (Vario). In Diemerswil wurden mit diesen Geräten über 1000 Einzelmessungen durchgeführt. Parallel wurden verschiedene Bodenfeuchtemessgeräte (TDR, FDR) eingesetzt. Der Einsatz solcher Geräte im Feld bedeutet auch ein komplexes Datenmanagement in Bezug zu Schnittstellen und Software. Der Einfluss der Feldfeuchte auf die Sensorikmessungen im Feld soll durch Auswertungen von Spektren der feldfrischen Bodenproben und der im Labor getrockneten Bodenproben evaluiert werden. Die Referenzanalysen wie pH, Textur, KAK und Humus werden von einem Teil der Bodenproben anhand eines Modells für die Spektraldaten auf alle Bodenproben übertragen.
Standardisierung der Erhebung von Bodeninformationen
Im BAFU-Projekt Revision KLABS/KA «Beschreibung, Klassifikation und Kartierung der Böden der Schweiz» (siehe www.boden-methoden.ch) wird gegenwärtig der nationale Standard für eine möglichst homogene Bodenansprache weiterentwickelt. Das KOBO unterstützt mehrere Arbeitspakete des Projekts, unter anderem für die Systematik natürliche Gesteine, Grundlagen und Feldmethoden, Standorteigenschaften und Codelisten, Datenmanagement, die Überarbeitung der Nutzungseignungsklassen (NEK) als auch bei dem Stand der Labormethoden für Bodeneigenschaften.
Vergleich verschiedener Bohrsysteme in der Praxis
Die Bohrsysteme für Bodenkartierungen eignen sich für unterschiedliche Anwendungen. In den letzten Jahren wurden die Bohrsysteme technisch kontinuierlich weiterentwickelt.
Am 23. November organisierte die BGS AG Boden 4.0 zusammen mit der BFH-HAFL und dem KOBO in Säriswil BE (Projektperimeter des Wyss-Projektes) eine Plattform für die Demonstration von Bohrfahrzeugen. Der Anlass bot den Interessierten die Gelegenheit, einige Bohrsysteme kennenzulernen und deren Anwendung für die Bodenkartierung zu diskutieren. Sowohl Anbieter wie auch aktuelle Nutzer standen für Fragen zur Verfügung.
Wichtige Aspekte, welche die technische Konfiguration der Bohrsysteme beeinflussen, sind die Nutzung der Böden (z.B. Landwirtschaft, Wald), der Bodentyp (mineralische versus organische Böden), sowie die Bohrtiefe und der Bohrdurchmesser. Zudem unterscheiden sich die Bohrnadeln dahingehend, ob Böden nur pedologisch beschrieben oder auch eine Probenahme für das Labor erfolgen soll.
Aufbau spektrale Bibliothek für Böden
Im Hinblick auf eine kostengünstige Bestimmung von den wichtigsten Bodeneigenschaften werden die Spektren im nahen (NIR) und mittleren Infrarotbereich (MIR) von möglichst unterschiedlichen Böden im Labor gemessen und in einer Spektralbibliothek zusammengeführt. Die spektrale Bibliothek soll zukünftig möglichst die Diversität der Schweizer Böden in der der Schweiz abbilden.
Seit Herbst 2020 werden verfügbare Bodenproben der NABO, WSL und von Profilproben aus verschiedenen kantonalen Projekten mit dem NIR- und MIR-Spektrometer gemessen. Es werden zunächst nur Bodenproben gemessen, für die bereits Referenzanalysen vorliegen. Der erste WSL Datensatz wurde chemometrisch ausgewertet, die Ergebnisse sind vielversprechend. Aufgrund der Diversität der Waldstandorte sollten weitere Proben von kantonalen Bodenkartierungen, Forschungsinstitutionen oder Messnetzen spektroskopisch im Labor analysiert werden. Der eigentliche Aufbau der Spektralbibliothek im Sinne einer Datenbank wird aber erst ab 2022 erfolgen können.
Digitale Erfassung von Bodendaten im Feld mit SOILDAT
Mit SOILDAT wurde eine Web-Applikation (weiter)entwickelt, welche eine sichere Eingabe von Daten auch ohne Serververbindung (offline) erlaubt. Die Dateneingabe erfolgt auf einem beliebigen Smartphone oder Tablet. Für die digitale Erfassung von Bodendaten benötigt es spezielle Strukturen; dies wurde mit einer angepassten Eingabemaske zur effizienten Bearbeitung berücksichtigt und umgesetzt. Zusätzlich erhöht sich die Datenqualität aufgrund von definierten Eingabefeldern auf Basis der Klassifikation der Böden der Schweiz (KLABS).
Mit den Soildat Versionen 2.1 und 2.2 wurde das Datenmodell im Hinblick auf das nationale Bodeninformationssystems NABODAT erweitert und kompatibel gemacht. Neu gibt es die Möglichkeit, die Eingabemaske auf die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Dies erhöht und erleichtert die Flexibilität der Benutzeroberfläche. Zudem wurde die Berechnung der pflanzennutzbaren Gründigkeit (PNG) automatisiert. Die Berechnungsfaktoren werden neu vollständig transparent deklariert, die Berechnung der PNG wird dokumentiert und ist reproduzierbar. Das Einlesen von Bar- und QR-Codes wurde integriert und zusätzlich die Filterfunktion ergänzt. Zuvor erhobene Beobachtungen können dadurch einfacher gefiltert, selektiert und schlussendlich benutzerfreundlicher aufbereitet werden. Die Datenmodell-Dokumentation sowie die Hilfeseite werden in der ersten Jahreshälfte 2022 aufgeschaltet. Bereits in mehreren Projekten kam Soildat zur Anwendung und wurde intensiv getestet.
NABODAT-Servicestelle
Für ein zukünftiges gemeinsames Datenmanagement und Bodeninformationssystem mit der Servicestelle NABODAT sind Konzepte zur einheitlichen Erfassung, Verwaltung und Bereitstellung von Schweizer Bodeninformationen in Erarbeitung. Zukünftig sollen die Aspekte der Neuerfassung von Bodendaten im Feld und die verbesserte Bereitstellung von Bodeninformationen für einen breiten Nutzerkreis verstärkt angegangen werden.
Hauptaufgaben der Servicestelle NABODAT liegen in der Datenaufnahme bestehender Daten, der Unterstützung der Erfassung von Neudaten, dem Betrieb der Fachapplikation und der Bereitstellung der Bodeninformationen für die Öffentlichkeit. Nach nun 10-jährigem Betrieb des nationalen Bodeninformationssystems NABODAT gilt es, die vorliegende Fachapplikation und deren Organisation sowie Rahmenbedingungen in Hinblick auf ein NABODAT 2.0 zu reflektieren. Im Frühling 2022 wird ein Konzept vorliegen, in dem Varianten vorgeschlagen und konkrete Lösungen skizziert sein sollen.
Standardisierte Kennwerte aus der Bodenkartierung – Überarbeitung der Nutzungseignungsklassen (NEK)
In Zusammenarbeit mit Partnern wurden die Bewertungstabellen zur Bestimmung der NEK korrigiert und dokumentiert. Die Dokumentationen enthalten korrigierte Bewertungstabellen für die NEK und im Fall der NEK nach FAL24 einen Erläuterungsbericht. Ebenso konnten die Recherchen zur Anwendung der NEK im agronomischen Kontext zum Entstehungszeitpunkt der Bewertungsmethode und zum heutigen Zeitpunkt abgeschlossen werden. Es wurde ein Workshop mit Bundesämtern und Kantonen organisiert, und die verschiedenen Ansätze der Korrekturen diskutiert. Für die Beurteilung der NEK liegt nun eine überarbeitete und einheitliche Methode vor, die in die nächste Version einer landesweiten Kartieranleitung – voraussichtlich bis Ende 2022 im Projekt Revision KLABS/KA – integriert werden soll.
Visualisierung von Bodenfunktionen und Bodenqualität
In Zusammenarbeit mit der Berner Hochschule der Künste wurden vier Storyboards für eine bessere und visuelle Kommunikation von Bodeninformationen und Bodenfunktionen erarbeitet. Für Storyboard 1 wurde ein Film zum Ablauf einer Bodenkartierung erstellt und vertont (mit Untertitel in französisch und italienisch). Der Film ist auf der KOBO-Webseite öffentlich zugänglich, und es sind bisher viele positive Feedbacks eingegangen. Zudem wurde ein Faltblatt erstellt, der Bodeneigenschaften für Bodenprofile auch für Nicht-Fachpersonen vereinfacht darstellt.
Services für Bundesämter
Expertisen, Beratung und Stellungnahmen zu verschiedensten Anfragen der Bundesämter wurden von verschiedenen Personen im KOBO bearbeitet. Ein Schwerpunkt lag in der Erarbeitung und Weiterentwicklung eines fachlichen-operativen Konzepts für die Schweizweite Bodenkartierung, welches an verschiedenen kantonalen Treffen und Workshops mit Bundesämtern präsentiert und diskutiert wurde.
Für das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) wurden Stellungnahmen zu kantonalen Kartierkonzepten erarbeitet sowie Kantonen und dem ARE in Fragen zu Bodenkartierungen beratend zur Seite gestanden. Für das BAFU wurde Expertisen zu Berichten und Arbeitstreffen für das Postulat Bourgeois (Kohlenstoffsequestrierung in Böden) geleistet. Für das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) werden zusammen mit der Agroscope-Forschungsgruppe Nährstoffhaushalt & Gewässerschutz technische Grundlagen für eine effiziente Umsetzung von ÖLN-Bodenanalysen weiterentwickelt. Zudem unterstützt das KOBO die Agroscope Forschungsgruppe Bodenschutz und Bodennutzung bei der Weiterentwicklung von Risikokarten zur Verdichtung von Böden.
Kommunikation & Wissenstransfer
Das KOBO fungiert als Brückenbauer zwischen Forschung, Vollzug und Praxis. In diesem Sinne wurde ein Kommunikationskonzept und zielgruppenorientierte Massnahmen erarbeitet. Die Kommunikationskanäle KOBO-Homepage und Newsletter sollen stetig ausgebaut werden. Die heutige Struktur der KOBO-Homepage wird schrittweise mit Methoden und Dokumentationen zu Serviceleistungen erweitert. Mit Newslettern werden neue Ergebnisse und Fachinformationen zeitnah kommuniziert.
Im Jahr 2021 trug das KOBO mit Präsentationen, der Organisation von Workshops und Exkursionen, und durch die Mitarbeit an verschiedenen Treffen mit kantonalen Fachstellen, Bundesämtern als auch Forschungsinstitutionen und Ingenieurbüros für einen regen Austausch und Wissenstransfer bei. Insbesondere ist die Plattform CercleSol und ihre Regionalgruppen inklusive ROSOL zu nennen. Am Jahrestreffen der CercleSol in St. Gallen trug das KOBO mit zwei Präsentationen zum Stand der Bodenkartierung in den Kantonen und zu neuen Methoden der Bodenkartierung bei. In den Cercle Sol Arbeitsgruppen VBphy und VBbio, sowie in den BGS Arbeitsgruppen Klassifikation und Boden 4.0 sind KOBO-MitarbeiterInnen vertreten bzw. arbeiten aktiv in diesen Arbeitsgruppen mit. An dem Konsultationsanlass für das Konzept Schweizweite Bodenkartierung, welches von den Bundesämtern BAFU, ARE und BLW organisiert wurde, trug das KOBO mit dem Inputreferat zu den fachlich-operativen Methoden bei.
Darüber hinaus besuchte das KOBO zahlreiche kantonale Fachämter – sowohl für Bodenschutz als auch für Landwirtschaft – um die Bedürfnisse der Kantone an das KOBO und Fragen rund um das Thema Bodenkartierung zu diskutieren. Für methodisch-fachliche Fragen und Vernetzung wurden mit Forschungsinstitutionen wie Agroscope, WSL und ETH Zürich als auch mit Kartierbüros aus der Privatwirtschaft Meetings organisiert, als auch Brücken zu möglichen Multiplikatoren einer nachhaltigen Bodennutzung und Anwendung von Informationsprodukten aus der Bodenkartierung geschlagen (z.B., Agridea, SANU, Agroscope, Thematisches Netzwerk Boden, u.a.). Nicht zuletzt ist bei Kartierprojekten eine umfassende Kommunikation hinsichtlich Eigentümern, Landwirten und Gemeinde eine essentielle Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung von Feldarbeiten.
Organisation
Bis zum Frühjahr 2021 wurde die Rekrutierung des Teams abgeschlossen. Das KOBO verfügte im Jahr 2021 über 11.5 Vollzeitstellen. Fachlich eng verknüpft sind die weiteren BAFU-Projekte wie die Servicestelle NABODAT und das BAFU-Projekt Revision Klassifikation der Böden der Schweiz. Die Steuerung dieser Projekte erfolgt über eigene Projektorganisationen mit dem BAFU als Auftraggeber.